

Digital souverän mit Cloud:
Neuer NEGZ-Sprecher Werner Achtert im Interview
Mehr Cloud für den Staat: So treibt das NEGZ die Digitalisierung voran
Werner Achtert, neu gewählter Sprecher des NEGZ-Arbeitskreises „Cloud“, setzt sich für eine stärkere Nutzung von Cloud-Technologien in der öffentlichen Verwaltung ein. Er betont die Bedeutung technischer Standardisierung, digitaler Souveränität und einer besseren Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft, um Multi-Cloud-Ansätze erfolgreich umzusetzen. Ziel ist es, mit dem Arbeitskreis Impulse für eine cloud-basierte Modernisierung der Verwaltungs-IT zu geben und so die digitale Transformation nachhaltig zu fördern.
Hallo Werner, herzlichen Glückwunsch zu deiner Wahl als Sprecher des NEGZ-Arbeitskreises „Cloud“. Du bist bereits seit vielen Jahren im NEGZ (Kompetenznetzwerk Digitale Verwaltung) aktiv. Kannst du uns kurz erklären, was das NEGZ macht und welche Rolle du dort bislang eingenommen hast?
Das NEGZ ist ein Netzwerk zum Austausch zwischen Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Wir bringen Experten aus verschiedenen Bereichen in den Diskurs und entwickeln Ideen und Impulse für die digitale Transformation der Verwaltung in Deutschland.
In den Arbeitskreisen des NEGZ tauschen sich Mitglieder zu technischen und organisatorischen Fachthemen aus. Das NEGZ fördert und veröffentlicht Studien und Impulse zur Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung, an Konferenzen beteiligt sich das NEGZ mit Vorträgen und Workshopformaten.
Als führendes Beratungsunternehmen für den Public Sector engagiert sich msg seit langem als institutionelles Mitglied im NEGZ und seit 2022 vertrete ich die msg im Gesamtvorstand.
Du wirst künftig Sprecher des Arbeitskreises Cloud sein. Was hast du dir für diese Rolle vorgenommen und wo siehst du deine wichtigsten Aufgaben?
Die Nutzung von Cloud-Technologien ist ein wichtiges Zukunftsthema für die Verwaltung, da immer mehr Basiskomponenten der Fachverfahren nur noch aus der Cloud verfügbar sind.
Daher haben wir 2022 einen Arbeitskreis Cloud gegründet, um Politik und Verwaltung bei der Umsetzung ihrer Ziele zur Nutzung von Cloud-Infrastrukturen zu unterstützen. Angesichts der wachsenden Bedeutung und der Entwicklungen rund um das Thema Cloud in der Verwaltung ist daraus initial das Positionspapier „Multi-Cloud in der Verwaltung erfolgreich machen“ entstanden.
Als Sprecher des Arbeitskreises moderiere ich die inhaltliche Ausrichtung, die Planung der Arbeitskreis-Treffen und die Entwicklung von Positionspapieren und Konferenzbeiträgen. Dazu versuche ich ein möglichst breites Spektrum an Fachleuten aus Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft zusammenzubringen.
Was braucht es, damit die Multi-Cloud zum Schlüssel für eine erfolgreiche Verwaltungsdigitalisierung wird – und welche Herausforderungen siehst du dabei?
In der föderalen Struktur Deutschlands ist die Verlagerung von IT-Dienstleistungen generell ein schwieriges Thema. In vielen Verwaltungsbereichen herrscht immer noch die Grundhaltung, dass eine fachlich zuständige Behörde auch die volle Kontrolle über die zur Aufgabenerfüllung nötigen IT-Systeme haben muss. Die daraus resultierende Zersplitterung der IT-Landschaft sollte eigentlich durch die IT-Konsolidierung längst überwunden sein.
Um die Potentiale von Cloud-Technologien vollständig zu nutzen, müssen viele bestehende Fachverfahren nach modernen Architekturstandards von Grund auf neu entwickelt werden. Dies erfordert technologische Expertise bei den öffentlichen IT-Dienstleistern, stringente Abstimmungsprozesse zur Standardisierung und Konsolidierung sowie natürlich ausreichende HH-Mittel.
Eine elementare Herausforderung gerade beim Thema Cloud ist die digitale Souveränität, um die Arbeitsfähigkeit der Verwaltung langfristig sicherzustellen.
Wie kann das neue Digitalministerium (BMDS) die Cloud-Transformation in der öffentlichen Verwaltung gezielt unterstützen?
Mit der Gründung dieses Ministeriums besteht die große Chance, die Potentiale der Cloud-Technologien nicht nur für die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen, sondern auch für die grundlegende Staatsmodernisierung zu nutzen. Mindestens auf Bundesebene, hoffentlich aber auch im föderalen Kontext.
Ein interessantes politisches Konstrukt ist dafür der geplante Digitalvorbehalt, der dem BMDS weitreichende Einflussmöglichkeiten auch bei Fragen der Cloud-Nutzung in der Bundesverwaltung ermöglichen soll. Wir beobachten mit großem Interesse die Entwicklung in den nächsten Monaten. Die angekündigte Ausgliederung eines eigenen IT-Dienstleisters für den Geschäftsbereich des BMF ist kein gutes Signal, da es die Konsolidierungsbemühungen der letzten zehn Jahre konterkarieren würde.
Wie gelingt es, mehr nutzbare Anwendungen in einer Multi-Cloud-Umgebung für den öffentlichen Sektor bereitzustellen? Und warum ist die Zusammenarbeit zwischen NEGZ und der Wirtschaft – insbesondere mit msg – dabei so wichtig?
Für viele fachliche Aufgaben vor allem in Landes- und Kommunalverwaltungen existieren aktuell teilweise viele unterschiedliche technische Lösungen. Die Nutzung bestehender Lösungen von mehreren Bedarfsträgern ist aktuell nur bedingt möglich wegen unterschiedlicher technischer Rahmenbedingungen in den Bundesländern, aber auch wegen der dafür nötigen komplizierten vertraglichen Regelungen.
Die Cloud würde die Chance bieten, Lösungen auf eine einheitliche Infrastruktur auch unter Einbindung privater Anbieter zentral bereitzustellen.
Der direkte Bezug von Lösungen über Marktplätze wird im Moment noch verhindert durch die Heterogenität und mangelnde Interoperabilität der Infrastruktur. Darüber hinaus gestalten sich die rechtlichen Rahmenbedingungen weiterhin schwierig. Das Einer-für-Alle-Konzept (EfA) ist in der Praxis zwischen öffentlichen Institutionen schwer umsetzbar aufgrund der komplizierten rechtlichen Konstruktion. Für die Beteiligung privater Anbieter an solchen Marktplätzen sind grundlegende vergaberechtliche Fragen noch unklar.
Zum Abschluss ein Blick nach vorn: Was müsste nach einem Jahr geschehen sein, damit du rückblickend von einem erfolgreichen Jahr als Sprecher des NEGZ-Arbeitskreises Cloud sprechen würdest?
Deutschland hat erheblichen Nachholbedarf bei der Digitalisierung der Verwaltung. Mit den AK des NEGZ wollen wir einen Beitrag leisten zur Erhöhung der Effizienz der Verwaltungsprozesse und staatlichen Strukturen. Ich würde mir wünschen, dass wir möglichst schnell eine wirkungsorientierte Digitalstrategie für Deutschland bekommen mit klaren Zielen für eine cloud-basierte Konsolidierung der staatlichen IT-Infrastruktur. Und ich würde mir wünschen, dass wir mit unseren Aktivitäten dazu beitragen können.