Neu

msg digital mehr

Willkommen in meiner Zukunft – AI first!

von Thorsten Glorius

Die Grundlagen künstlicher Intelligenz (KI oder AI) reichen zurück in die 1950er-Jahre. Schon damals war das Ziel von KI, komplexe mathematische Probleme mithilfe „denkender Maschinen“ zu lösen. Im Sinne von Victor Hugo, dem französischen Autor, der gesagt haben soll „Die Zukunft hat viele Namen: Für Schwache ist sie das Unerreichbare, für die Furchtsamen das Unbekannte, für die Mutigen die Chance.“ möchte ich hier einmal mutig eine Version der Zukunft entwickeln, die wir mit KI erreichen könnten.

Wir schreiben das Jahr 2049. Die Erde ist – wie erwartet – ein paar Grad wärmer geworden und das Klima hat sich verändert. Mittlerweile leben knapp 10 Milliarden Menschen auf unserem Planeten – und sie leben nicht schlecht. Der Blick in diese mögliche Zukunft zeigt: Fast unser gesamtes Leben ist digitalisiert und wird durch künstlicher Intelligenz umfassend unterstützt.

In den Städten von morgen leben wir in vernetzten Smart Homes und unsere Gesundheit überwachen wir mit digitalen Lösungen und künstlicher Intelligenz. Unser Zuhause ist jetzt permanent online, denn das Internet der Dinge unterstützt dank KI fast alles.

Der Saugroboter und andere nützliche „Helferlein“ machen unseren Hausputz, während wir arbeiten, unser Kühlschrank bestellt die fehlenden Lebensmittel selbstständig nach, der Herd gibt uns auch gleich die nötigen Kochanleitungen, Sprachassistenten sind allgegenwärtig und die Wohnungen reagieren automatisch auf Tageszeit und Witterung. Lüftung und Heizung passen mithilfe von Sensoren die Raumtemperatur automatisch an, denn effizientes Heizen ist entscheidend für eine klimaneutrale Lebensweise.

Aber das Smart Home merkt auch, wenn es uns nicht gut geht. Dank KI werden kranke Menschen anhand ihrer Symptome schnell an die richtigen Ärzte vermittelt.

Das erste Gespräch übernimmt dabei in der Regel ein digitaler Assistent (Chatbot), der bei einfachen Beschwerden auf bewährte Hausmittel oder rezeptfreie Medikamente hinweist und in anderen Fällen gleich eine Videosprechstunde bei einem Arzt für uns vereinbart. Dieser kann uns optimal beraten, denn dank der Entlastung durch die „digitalen Sprechstundenhilfen“ hat er mehr Zeit für jeden einzelnen Patienten.

Durch intelligente Fitness-Apps auf Wearables erkennen wir ungünstige Entwicklungen schon früh und können so auch rechtzeitiger reagieren, etwa mit einer personalisierten Ernährungsberatung. Wichtige Informationen werden behandelnden Ärztinnen und Ärzten schnell, sicher und zuverlässig zur Verfügung gestellt. Bei der Behandlung kranker Menschen spielen inzwischen auch biologisch abbaubare Implantate und Robotik, die Medikamente verabreicht, eine zentrale Rolle. Ihre Invasivität wird durch KI laufend dem Gesundheitszustand angepasst und sie tragen zu einer schnelleren Genesung bei.

Insgesamt führt der medizinische Fortschritt zu einer höheren Lebenserwartung und auch einer besseren Versorgung hilfsbedürftiger Menschen. Wir können so öfter und länger als bisher ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben führen.

Die Betreuung durch Dritte wird dank KI mitunter überflüssig und im Smart Home übernehmen digitale Technologien oft sogar einige pflegerische Tätigkeiten.

Nur ein Traum?

Ohne künstliche Intelligenz vermutlich schon. Wir verfügen bereits heute über mehr Daten als je zuvor, doch oft fehlen die Strategien, Tools und Methoden, um daraus echte Mehrwerte zu schöpfen. Unzureichende Kenntnisse und eine fehlende skalierbare Architektur erfordern einen umfassenden strategischen und technischen Ansatz. Künstliche Intelligenz, insbesondere generative KI, steht daher im Zentrum einer technologischen Revolution, die unser gesamtes Leben positiv verändern kann. Es ist nicht schwer, sich eine gute Zukunft mit KI vorzustellen.

In diesem optimistischen Kontext erscheint es auch logisch, dass sich Staat und öffentliche Verwaltung mithilfe von KI für die digitale Gesellschaft von morgen optimal aufgestellt haben. Dafür braucht es keine Science-Fiction, bereits heute erprobte und verfügbare KI-Anwendungen würden vollkommen ausreichen.

Ob KI also den Fortschritt unterstützt, ist keine Frage verfügbarer Technologie. Es ist nur eine Frage menschlicher Intelligenz, die KI so einzusetzen, dass sie der Gesellschaft wirklich nützen kann. Die Politik kann auf diesem Weg den Fortschritt bremsen oder beschleunigen. Zu viel Skepsis wird aber nur zu digitaler Trägheit führen.

Auf dem Digitalen Staat 2024 plädierte der CIO der Bundesregierung, Dr. Markus Richter, für mehr Zentralisierung und Konsolidierung. Eine gemeinsame IT-Architektur und die Ausweitung des Efa-Prinzips1 auf zusätzliche Bereiche sind aus seiner Sicht neben der Stärkung der Zusammenarbeit auf EU-Ebene wichtige Lösungsansätze.

Auch ein neuer interner KI-Marktplatz soll zu mehr Übersichtlichkeit verhelfen. Der Durchbruch sei allerdings noch nicht erreicht, erst müsse die KI in den Fachbereichen ankommen, betonte der CIO Bund, Dr. Markus Richter. Die Technologie werde bisher noch zu sehr in die IT-Bereiche weg delegiert.

Die Bereitschaft in der Bevölkerung ist entgegen allen Prognosen eher hoch. Streaming-Plattformen, Online-Shops, Sprachassistenten und Ähnliches gehören längst zum Alltag.

Die sogenannte schwache KI werde von Tag zu Tag besser, erklärte auch Prof. Dr. Katarina Adam, Professorin für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Und die Menschen in Deutschland seien bei weitem nicht so technikscheu, wie es in den Medien dargestellt werde. Adam plädierte für mehr Mut Dinge auszuprobieren, auch wenn am Ende nicht jede Idee zünde.

Doch was kommt danach?

Sollte sich die optimistische Vorstellung einer Zukunft mit KI als korrekt erweisen, sind trotzdem bis zum hochautonomen KI-System, der Artificial General Intelligence (AGI), die bei der Lösung bedeutender intellektueller Aufgaben menschliche Fähigkeiten oft deutlich übertrifft, noch wichtige politische und gesellschaftliche Weichen zu stellen.

Die Herausforderung bei der Entwicklung der AGI besteht darin, künstlicher Intelligenz zunächst beizubringen, unsere Normen und Werte zu verstehen, um unsere Absichten richtig zu interpretieren und diese wunschgemäß umzusetzen. Wenn diese Ausrichtung von KI entlang menschlicher Bedürfnisse erst gelungen ist, steht einer besseren Zukunft dank KI definitiv nichts mehr im Wege.

Darauf zu warten, ist jedoch eine gefährliche Strategie, das zeigt sich aktuell deutlich in der Automobil- oder Stahlindustrie. Geschäftsmodelle und industrielle Standards, die sich zum Beispiel durch die Dekarbonisierung verändern, werden durch den Austausch einzelner Elemente (Elektro- statt Diesel- oder Benzinmotor oder Wasserstoff anstelle von Erdgas und Kohle) nicht zukunftsfest.

Genauso wenig lässt sich ein Schalter umlegen, mit dessen Hilfe wir von einem auf den anderen Tag AI-ready werden. Und was bedeutet eigentlich AI-ready?

Ich plädiere daher dafür, den Blick gemeinsam nach vorne zu richten und zu sehen, was möglich wäre, was wir erreichen könnten und was dafür getan werden muss – und wer weiß, vielleicht machen wir es dann einfach!?

Sind Sie vielleicht einer derjenigen Mutigen, der die Chance ergreift und morgen den einen entscheidenden nächsten Schritt macht? Klingt doch gut, oder?

Willkommen in meiner Zukunft!