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Agiles Arbeiten oder was die Fußball-EM und die Verwaltung verbindet

Agiles Arbeiten oder was die Fußball-EM und die Verwaltung verbindet

Die EM ist im vollen Gange und Deutschland hat sich zu einem Land mit Millionen Fußball-Experten entwickelt, die die Strategie, Aufstellung und Züge der Mannschaften analysieren und ihre Ratschläge geben. Gleichzeitig gilt es, genau dies nicht nur auf dem Fußballfeld, sondern auch in unserem Arbeitsalltag mit derselben Raffinesse zu analysieren und Spielzüge, (Digital)Tools sowie Spieleraufstellung sorgfältig zu wählen.

Dabei gibt es nicht den einen Spieler und nicht nur die eine Methode, der und die augenscheinlich die beste scheint, sondern sie müssen entsprechend ihrer Stärken an der richtigen Position eingesetzt werden. Dies zu erkennen und bewusst zu wählen ist die Aufgabe von Führungskräften und Mitarbeitenden selbst, um die Komplexität des Umfelds zu meistern. Sie agieren als Team, in dem jeder seine Rolle erkennt und wirken kann.

Ein erfolgreiches Team ist gut aufeinander eingespielt, ausgerichtet auf ein gemeinsames Ziel, mit einer Strategie sowie in der Umsetzung autonom und selbstorganisiert. Die Methoden sind es, die den Erfolg unterstützen.

In diesem Artikel betrachten wir die Spieleraufstellung und die jeweiligen Stärken agiler Methoden anhand der Analogie zu verschiedenen Positionen im Fußballsport.

In einer Welt, die sich ständig verändert, spielt Agilität eine immer wichtigere Rolle – sowohl auf dem Fußballplatz als auch in der Verwaltung und im Behördenumfeld. Agilität ist eine Fähigkeit, schnell und effizient auf neue Herausforderungen zu reagieren und anpassungsfähig zu sein. Die Fähigkeit ist entscheidend für den Erfolg und kann trainiert werden.
Doch wie genau beeinflusst Agilität die Leistung von Fußballspielerinnen und -spielern und welche Lehren können Behörden daraus ziehen? Ein Blick auf die Parallelen zwischen dem agilen Management im Fußball und in der öffentlichen Verwaltung zeigt erstaunliche Gemeinsamkeiten und wertvolle Erkenntnisse.

 

Ziel: Das Spiel zu gewinnen / eine Agile Transformation erfolgreich durchzuführen

Die Spieleraufstellung

Abb. 1: Die Spieleraufstellung

Erfolgreiche Agile Transformation: Ein Spielbericht

In der agilen Welt ist die Transformation oft mit einem äußerst komplexen Fußballspiel vergleichbar. Die richtige Strategie, klare Rollenverteilung, das Zusammenspiel aller Beteiligten sowie kalkulierbare Rahmenbedingungen sind entscheidend, um das Spiel erfolgreich zu gestalten. Hier ist ein detaillierter Spielbericht, der die einzelnen Schritte und Positionen beleuchtet:

Der Erfolg beginnt bei den Grundlagen. Im agilen Kontext bedeutet das, den Strafraum sauber zu halten und die Basics umzusetzen:

  • Scrum als Torhüter: Wie ein Torhüter sorgt Scrum dafür, dass nichts schiefgeht. Es gibt von hinten klare Anweisungen über die Prinzipien und Werte im Spielverlauf.
  • Strafraum sichern: Durch die Anwendung von Werten, Prinzipien und Best Practices wird der Strafraum geschützt. Dies verhindert Fehler und sorgt für Stabilität im Team bei gleichzeitiger Flexibilität der individuellen Umsetzung.
  • Kanban und Design Thinking als Verteidiger: Die Verteidiger sichern die Flügel ab. Design Thinking unterstützt Scrum, indem es das Problem sowie die Bedarfe genau versteht und den Rücken freihält. Kanban liefert wertvolle Praktiken wie Push vs. Pull, Flusssteuerung und das Visualisieren der Arbeit und hält jederzeit den persönlichen Flow-Zustand oben.

Sobald die Grundlagen stehen, kann die Skalierung in Angriff genommen werden:

  • Komplexität nimmt zu: Mit der Vorwärtsbewegung wird die agile Transformation komplexer. Je weiter sie voranschreitet, desto mehr müssen wir über ein Team hinausschauen und uns mit Skalierungsframeworks befassen, da nicht nur ein Team die Arbeit umstellt, sondern mehrere Teams oder eine ganze Abteilung.
  • Skalierungsframeworks:
    • Scrum-of-Scrums: Eignet sich für kleinere Vorhaben und kann in allen Frameworks angewendet werden. Dieser Spielverlauf findet in der eigenen Spielhälfte statt.
    • Nexus und LeSS: Diese Frameworks sind für bis zu 3-9 bzw. 2-8 Teams geeignet und bieten ähnliche Ansätze.
    • SAFe: Im Essential SAFe-Framework wird Scrum für wenige Teams integriert, während es gleichzeitig Ansätze für Business Agility bietet und andere Unternehmensbereiche einbindet.

Im Mittelfeld entfalten die Handlungsfelder Beratung, Coaching und Training ihre volle Wirkung. Wir begleiten die Teams unserer Kunden in verschiedenen Formen:

  • Spiel gestalten: Diese drei Komponenten sind entscheidend für den Aufbau des Spiels. Ohne sie gibt es schnell Angriffe auf die agile Struktur und wir verlieren den Ball.
  • Begleitung und Unterstützung: Um agile Managementpraktiken, wie Scrum, Kanban und Design Thinking erfolgreich umzusetzen, ist bedarfsorientiertes Training im Team, Einzel-/ Teamcoachings und weitere begleitende Maßnahmen notwendig. Dies bietet die Grundlage für eine erfolgreiche Team- und Organisationsentwicklung.

Im Sturm geht es darum, die agile Transformation aktiv voranzutreiben:

  • Voranstürmen: Für eine erfolgreiche agile Transformation sind strategische Team-/ Führungskräfte- und Organisationsentwicklung unabdingbar. Führungskräfte verstehen sich dabei als Coaches und praktizieren Servant Leadership.
  • Flügelspiel: Agile Führung sowie Team- und Organisationsentwicklung bespielen die Flanken und bereiten den Weg für den zentralen Abschluss – die Umsetzung der Werte, Prinzipien und Haltungen.
    • Agile Leadership: fördert eine flexible und anpassungsfähige Führungskultur, in der Führungskräfte ihre Teams ermächtigen, selbstorganisiert zu arbeiten und innovative Lösungen zu entwickeln. Es betont die Bedeutung von kontinuierlichem Feedback und der Fähigkeit, schnell auf Veränderungen zu reagieren.
    • Team- und Organisationsentwicklung: zielt darauf ab, die Zusammenarbeit und Leistungsfähigkeit von Teams zu verbessern, indem Kommunikationsstrukturen, Rollenverteilungen und Prozesse optimiert werden. Es umfasst Maßnahmen wie Teambuilding, Trainings und die Etablierung agiler Methoden, um eine dynamik-robuste und effiziente Arbeitsumgebung zu schaffen.
  • Vielfalt der Methoden: Die Stürmer sollten verschiedene Methoden und Werkzeuge beherrschen, wie das Viable Systems Modell, Kotters Phasen der Veränderung, Flight Levels, OKR, Dimensionen der Veränderung, systemtheoretische Ansätze u.v.m.

Was in der Erfolgsrealisierung das Wichtigste ist: Flexibilität und Anpassungsfähigkeit

Eine erfolgreiche agile Transformation erfordert individuelle und organisationale Flexibilität und die Bereitschaft, den Plan anzupassen:

  • Stetige Reflexion und Anpassung: Wenn ein direkter Angriff nicht gelingt, kann der Ball zurück ins Mittelfeld gespielt werden. Hier wird die Strategie reflektiert und ein neuer Ansatz ausprobiert. Auch nach dem Spiel wird in der Mannschaft das gesamte Spiel reflektiert: Was lief gut und sollten wir beibehalten? Aber auch, was nicht funktioniert hat und adaptiert werden sollte, wird gemeinsam untersucht. 
  • Iterative Prozesse: Die agile Transformation erfolgt iterativ. Es gilt, funktionierende Maßnahmen weiterzuführen und bei Bedarf den Plan anzupassen.

Schlussfolgerung

Der Erfolg der agilen Transformation hängt von der richtigen Methode und der passenden Strategie ab:

  • Passende Methoden: Es gibt keinen universellen Ansatz. Die Methode sollte zur Komplexität der Situation passen und nicht überkomplex sein.
  • Grundlagen beherrschen: Solide Verteidigung und die Beherrschung der agilen Werte und Prinzipien sind die Grundlage. Ohne diese Basics kann kein erfolgreiches Spiel aufgebaut werden.

Die Stärken der einzelnen Spieler kennen – je nach Position und Einsatzort – und wissen, welche Fähigkeiten gebraucht werden:

  • Strafraum sauber halten: Wenn man zu viele Gegentore bekommt, kann man mit dem besten Sturm nicht gewinnen. Die Grundlagen wie die agilen Werte und Prinzipien, Scrum und die Praktiken des Kanban sind die Basis allen agilen Arbeitens. Nur wenn man diese beherrscht, kann man ein erfolgreiches Spiel aufbauen, ohne Eigentore zu schießen.
  • Kein One-Size-Fits-All-Ansatz: Man muss die Methode wählen, die zur Komplexität der Ausgangssituation passt. Wir vermeiden es, die Situation komplizierter zu machen, als sie ist. Keep it simple.
  • Lebenslanges Lernen – von- und miteinander lernen: was die Schwäche des einen ist, kann die Stärke des anderen sein. Jeder gibt seine volle Energie ins Spiel. Sich zu kennen, voneinander zu lernen und miteinander an den kleinen Erfolgen und Herausforderungen zu wachsen, ist essenziell für die agile Transformation.

Insgesamt zeigt sich, dass die agile Transformation ein komplexes Zusammenspiel von Strategien, Methoden und kontinuierlicher Anpassung ist. Nur durch das richtige Zusammenspiel aller Beteiligten kann der Erfolg gesichert werden. Agilität kann ein Schlüssel zum Erfolg sein – im Fußball wie in der öffentlichen Verwaltung. Beide Bereiche profitieren von Anpassungsfähigkeit, iterativen Prozessen und effektiver Teamarbeit.

Autorinnen

Katharina Schmitt

 

 

 

Katharina Schmitt ist Abteilungsleiterin für „Agile Coaching und Transformation“ in der Brancheneinheit Public Sector bei der msg. Die Wirtschaftsmathematikerin berät und begleitet seit 6 Jahren Behörden und Ministerien auf dem Weg hin zu mehr Agilität – sei es in IT-​nahen Umfeldern oder der Linie. Ihre Schwerpunkte liegen auf Agile Coaching, Gestaltung des agilen Kulturwandels, (skaliertes) Scrum, Kanban, Design Thinking und der systemischen Organisationsentwicklung.

 

Maria Engelmeier

 

Maria Engelmeier ist Lead Business Consultant in der Brancheneinheit Public Sector bei der msg. Als agiler Coach, Design Thinking Coach oder als Scrum Master begleitet und berät sie Teams in Behörden und Ministerien, die verschiedene agile Vorgehensmodelle einsetzen möchten, sei es in IT-​nahen oder IT-​fremden Strukturen. Die Einführung agiler Arbeitsmethoden, wie Scrum oder Kanban, und die Gestaltung des agilen Kulturwandels gehören zu ihren Themenschwerpunkten.