26.01.2021
Fachverständnis, Branchenexpertise, Business Consulting und IT-Lösungen: „Wir verstehen das Gesamtsystem Gesundheitsmarkt“, sagt msg-Vorstand Rolf Kranz. Mit der Neugründung des Bereichs Healthcare zum 1. Januar 2021 möchte sich msg als zentraler Dienstleister im Ökosystem Gesundheit etablieren. Im Interview machen Rolf Kranz und Bereichsleiter Carsten Michels deutlich, warum msg der Partner der Wahl ist.
Herr Kranz, Herr Michels, was ist denn die Motivation hinter der Neugründung?
Carsten Michels: Wir beraten und begleiten Kunden aus dem Gesundheitswesen bereits seit einigen Jahren und dürfen mehr als 70 gesetzliche Krankenkassen zu unseren Kunden zählen. Nun wollen wir das bestehende Geschäft auf den Gesamtbereich der Gesundheitswirtschaft ausdehnen.
Rolf Kranz: Wir wollen aktiv auf die zentralen Veränderungen im Gesundheitswesen, das den größten Markt in Deutschland darstellt, reagieren. Die Digitalisierung hat hier Fahrt aufgenommen und wird die Branche prägen. Die bisher scharfen Sektorengrenzen zwischen den einzelnen Marktteilnehmern verschwinden und sie sind zur Kollaboration gezwungen. msg-seitig wollen wir diesen Markt ganzheitlich adressieren, innovative Geschäftsmodelle entwickeln und den Wandel aktiv gestalten.
Welche Potenziale haben Sie identifiziert?
Rolf Kranz: Das Thema Healthcare ist Teil unserer gesamthaften Insurance-Strategie (BIGS25). Unser übergeordnetes Ziel ist es, der Orchestrator im Ökosystem Gesundheit sowie führender und leistungsfähiger IT-Partner zu sein. Auf dieser Basis werden wir unsere Marktstrategie für die Gesundheitswirtschaft weiterentwickeln.
Carsten Michels: Wir sehen sehr deutlich das Voranschreiten der Digitalisierung. Das heißt, dass der digitale Versorgungspfad immer integrativer wird – zwischen Krankenkassen, Ärzten, Leistungserbringern, Krankenhäusern, aber auch allen Patienten in Form der Versicherten und Familienangehörigen, wenn man Pflege bedenkt. Das fordert uns heraus, weil es nicht nur um die Betreuung und Digitalisierung des Unternehmens als solches geht, sondern um diesen digitalen Versorgungspfad. Die Diskussionen darum haben im vergangenen Jahr begonnen. Man konnte das rund um Corona beobachten. Also, dass man Daten hat, die nicht zusammenpassen. Jeder über 60 Jahre bekam in der Apotheke FFP2-Masken – allerdings ohne zentrale Verwaltung. Ergo: Ich hätte von Apotheke zu Apotheke gehen und mich mit Masken eindecken können. Man kommt hier um eine Überarbeitung der Prozesse nicht herum. Das wird aber immer mehr zusammenwachsen und uns viele Möglichkeiten eröffnen. Weil: Wir können Netzwerke.
links: Carsten Michels, Bereichsleiter Healthcare / rechts: Rolf Kranz, Mitglied des Vorstands, msg systems ag
Wen genau wollen Sie adressieren?
Rolf Kranz: Im GKV-Umfeld sind wir wie erwähnt bereits sehr aktiv. Der Markt umfasst aber das gesamte Ökosystem Gesundheit und darin wollen wir uns bewegen.
Carsten Michels: Genau: Kostenträger, Leistungserbringer (Krankenhäuser, Ärzte, Apotheken etc.), Verbände und Kammern sind die Hauptsegmente.
An welchen Stellen im Gesundheitswesen besteht in Sachen Digitalisierung der größte Aufholbedarf?
Rolf Kranz: Definitiv weiterhin beim Thema Vernetzung. Hier legt die gematik mit der Telematikinfrastruktur (TI) sozusagen den Grundstein für eine staatliche Datenautobahn für das Gesundheitswesen. Zudem sehen wir den größten Nachholbedarf im Bereich Digitalisierung, konkret beim digitalen Datenaustausch zwischen den Mandanten im Ökosystem Gesundheit.
Carsten Michels: Exakt. Schwerpunkt ist tatsächlich die übergreifende Kommunikation im Gesundheitswesen zwischen den Einheiten und damit der Netzwerkgedanke.
Warum genau msg?
Rolf Kranz: Wir haben uns bereits eine starke Position bei wichtigen Akteuren des Gesundheitswesens aufgebaut – über die msg-Gruppe verteilt. Zu nennen wäre hier etwa die AOK Systems als strategischer Partner. Auch verfügen Gruppenunternehmen wie beispielsweise innovas oder nexinsure über leistungsstarke Softwarekomponenten. Kurzum: Wir haben die Expertise. Insbesondere wenn es darum geht, künftig plattformgetriebene Ökosysteme aufzubauen.
Carsten Michels: Und wir sind ein deutsches Haus, das international ausgerichtet ist. Unser Schwerpunkt liegt nach wie vor in Deutschland. Entsprechend verfügen wir über lokales Wissen, haben eigene Sozialfachangestellte mit deutschem Know-how an Bord. Wir können aber auch die Vorteile der Internationalität und folglich die Erfahrung aus Österreich, der Schweiz oder auch dem außereuropäischen Ausland einbringen.
Was spricht darüber hinaus noch für msg?
Rolf Kranz: Wir sind gerade bei der Ausschreibung des E-Rezeptes – also bei dem Projekt der Digitalisierung – berücksichtigt worden und arbeiten bei der Erstellung der elektronischen Patientenakte mit. Im Kontext Innovationen arbeiten wir im InsurLab Germany sehr eng mit Startups zusammen und versuchen so, am Puls der Zeit zu sein.
Carsten Michels: Durch unsere langjährige Erfahrung sind wir jetzt bereit, in innovative Geschäftsmodelle einzusteigen und sie gemeinsam mit unseren Kunden zu entwickeln. Wir bringen das Verständnis für das gesamte Netzwerk im Ökosystem Healthcare mit. Vom Fachlichen über die Branchenexpertise und das Business Consulting bis hin zur IT-Lösung. Und natürlich die Technik, mit der wir seit 40 Jahren arbeiten. Bei uns kann man sich also gut und sicher aufgehoben fühlen.
Welche sind die größten Hürden, die genommen werden müssen?
Rolf Kranz: Die größte Hürde sind faktisch unsere Wettbewerber, weil sich aktuell jeder größere Player im IT-Umfeld in den Healthcare-Markt hineinbewegt, Allianzen sucht und Plattformen bauen möchte. Katalysator ist hier die legislative Unterstützung, Stichwort elektronische Patientenakte oder Digitales Versorgungsgesetz (DVG). Seit 2015 ist hier viel Bewegung im Markt. Ansonsten liegt es an uns (lacht).
Carsten Michels: Eine weitere Hemmschwelle ist die Bereitschaft zur Digitalisierung und Transparenz im Gesundheitswesen. Digitalisierung bedeutet immer auch Transparenz. Zwar bin ich Herr meiner Daten, aber diese können von mehreren eingesehen werden und nicht nur von einem Arzt. Das ist eine der Schwierigkeiten. Noch ein Punkt ist, dass wir technisch keine Konsolidierung, keine vereinheitlichten Schnittstellen oder moderne Systeme vorbereitet haben. Die technische Herausforderung der Anbindung und des Datenaustauschs zwischen den Einheiten wird ein Problempunkt bleiben, dem wir uns aber stellen.