10.03.2021
Klimakrise, verschmutzte Meere, Pandemien und irreversibler Artenschwund: Die Welt steht vor gigantischen Herausforderungen. Heute erfolgreiche Unternehmen wissen um ihre Verantwortung, sind selbstkritisch, achtsam und hinterfragen ihre Wirkung. msg hat sich Nachhaltigkeit seit jeher auf die Fahnen geschrieben, sie fest in den Unternehmenszielen verankert und verfolgt das Thema aktiv. Wie? Darüber sprechen msg-Vorstandsvorsitzender Dr. Stephan Frohnhoff und CSR (Corporate Social Responsibility)-Stabsstellenleiterin Christiane Rimat im Standpunkte-Interview.
Immer mehr Menschen wollen wissen, wie Unternehmen ihrer Verantwortung im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens gerecht werden. Warum? Und seit wann ist diese Entwicklung bei msg deutlich zu spüren?
Dr. Stephan Frohnhoff: msg stellt viele junge Menschen ein. Sie interessieren sich sehr dafür, wie sich die Welt in den nächsten 40 Jahren verändert. Das ist nachvollziehbar, wenn wir sehen, wie rasant sich die Welt in den vergangenen 40 Jahren verändert hat – mit Einzug der IT, die Teil der Lösung des Problems sein kann. Hinzu kommt, dass sich die jüngere Generation wieder mehr für Politik und Klimaschutz interessiert. Ich beobachte hier in den letzten fünf Jahren eine deutliche Veränderung.
Christiane Rimat: Tatsächlich spüren wir diese Entwicklung in der msg-Gruppe bereits seit einigen Jahren. Besonders verstärkt hat sie sich 2019 – und sich nach meinem Empfinden während der Corona-Pandemie etwas abgeschwächt. Nicht jedoch innerhalb unserer Organisation. Auch im vergangenen Jahr haben wir uns weiter intensiv um das Thema gekümmert und etwa einen neuen CSR-Bericht erarbeitet.
Wer fragt denn stärker nach – Kunden oder Mitarbeitende?
Christiane Rimat: Mein Eindruck ist, dass viele Unternehmen CSR inzwischen ernst nehmen und sich das Thema etabliert hat. Längst ist es Teil von Anfragen und Ausschreibungsunterlagen. Wie eben auch bei uns. Bei unseren Mitarbeitenden ist Nachhaltigkeit in ihren verschiedenen Dimensionen ebenfalls sehr präsent. Wir kommunizieren sehr viel dazu und die Kolleginnen und Kollegen engagieren sich mit viel Kreativität und Herzblut für die gute Sache – auch abseits ihres Arbeitsalltags, was uns stolz macht.
links: Dr. Stephan Frohnhoff, msg-Vorstandsvorsitzender / rechts: Christiane Rimat, CSR-Stabsstellenleiterin, msg systems ag
Hand aufs Herz. Wie verantwortungsvoll schätzen Sie „Ihre“ Unternehmensgruppe ein?
Stephan Frohnhoff: Wir leben unsere Werte seit 40 Jahren. „Nachhaltigkeit“ ist dabei ein explizit benannter Wert. Und das nicht im Sinne eines rein philosophischen Konzeptes, sondern als Teil unserer übergeordneten Unternehmensstrategie. Dies ist eine gute Ausgangslage, weil CSR damit kulturell bei msg tief verankert ist. Natürlich müssen wir uns täglich neuen Herausforderungen stellen und CSR konsequent weiterentwickeln. Es ist eine querschnittliche, Disziplinen übergreifende Aufgabe. Als solche haben wir sie auch als Stabsstelle verankert.
Christiane Rimat: Genau. Und als nicht-produzierendes Unternehmen haben wir relativ schnell diejenigen Themen identifiziert, mit denen wir am meisten Wirkung erzielen können: Mobilität und Stromverbrauch. An diesen Stellschrauben können wir drehen. Und die Tatsache, dass sich mit Stephan Frohnhoff unser Vorstandsvorsitzender persönlich einbringt zeigt, welchen Stellenwert das Thema Nachhaltigkeit bei msg einnimmt.
CSR umfasst soziale, ökonomische sowie ökologische Verantwortung. Was sind die Gründe für msg, in diesen Feldern immer aktiver zu werden?
Stephan Frohnhoff: Wir leben soziale Verantwortung, weil dies eine Frage der inneren Haltung ist. Ohne diese brauche ich mich den anderen Aspekten nicht ernsthaft zu stellen. Ökonomisch handeln wir, weil wir ein Wirtschaftsunternehmen sind – dies ist unsere Kernaufgabe. Und die ökologische Verantwortung prägt schlicht die Zukunft unserer globalen Welt. Wir sind hinsichtlich der ökologischen Veränderungen an einem Punkt angelangt, an dem die Konsequenzen einer hoch schädlichen Erderwärmung oder Verschmutzung der Meere, um nur zwei Beispiele zu nennen, nicht mehr korrigiert werden könnten. Zumindest nicht auf der Skala von menschlichen Generationen.
Christiane Rimat: Wir stellen – auch das ist unserer Unternehmensstrategie festgeschrieben – den Menschen in Mittelpunkt unseres Handelns und haben hierzu ein entsprechendes Programm aufgelegt. Dies gilt gleichermaßen für unsere Kundschaft, unsere Mitarbeitenden sowie für die Nutzerinnen und Nutzer unserer Produkte und Services. Ihnen allen zeigen wir, dass wir verantwortungsvoll handeln. Wir wissen, dass wir als weltweit agierende Unternehmensgruppe in allen drei CSR-Feldern unseren Beitrag leisten können und tun dies auch. Hinzu kommt die Möglichkeit, auf das bereits Erreichte aufmerksam zu machen und zu motivieren. Ein Beispiel: Wir nutzen bereits an mehr als 96 Prozent unserer Arbeitsplätze Grünstrom.
Welche Schwerpunkte setzt msg beim Thema CSR?
Stephan Frohnhoff: Wir konzentrieren uns auf die Themen, die wir gut können respektive beeinflussen können. Dazu gehören die erwähnte Vermeidung von CO2 im Zusammenhang mit Mobilität sowie unser umfangreiches soziales Engagement, wozu auch unsere Beiträge zu Open Source-Projekten zählen. Ein weiterer Schwerpunkt für uns als IT-Dienstleister sind CSR-Lösungen für unsere Kunden, etwa im Bereich Dekarbonisierung, also der Umstellung der Wirtschaftsweise in Richtung eines niedrigeren Umsatzes von Kohlenstoff.
Welche Vorteile von CSR für die msg-Gruppe haben Sie identifiziert? Bringt eine klare Nachhaltigkeitsstrategie etwa messbare Wettbewerbsvorteile?
Stephan Frohnhoff: Ich meine ja. Wir machen People Business. Unsere Mitarbeitenden wollen Sinn in ihrer Arbeit erfahren und stolz auf Erreichtes sein können. Seitdem wir „Mensch im Mittelpunkt“ als Leitwert auch nach außen kommunizieren, hat sich die Zahl der Bewerbungen mehr als verdoppelt. Was das Kundengeschäft angeht: CSR ist bei immer mehr Angebotsprozessen ein Qualifikationskriterium.
Christiane Rimat: Meines Erachtens ist unternehmerische Gesellschaftsverantwortung ein guter Ansatzpunkt, um die nach Branchen aufgestellte msg-Gruppe weiter zu vernetzen. Denn CSR geht alle an!
Was sind die größten Herausforderungen?
Christiane Rimat: Unserer Verantwortung gegenüber Gesellschaft und Umwelt stetig besser gerecht zu werden.
Stephan Frohnhoff: Die eine große Herausforderung gibt es aus meiner Sicht nicht. Für uns war 2020 die Erstellung des Nachhaltigkeitsberichtes ein wichtiger Meilenstein und toller Erfolg. Er fasst die Vielfalt der Herausforderungen gut zusammen. Nachhaltigkeit ist die Summe vieler kleiner Schritte.
Wo sehen Sie in den nächsten Jahren den größten Handlungsbedarf?
Christiane Rimat: Aufgrund der vielen Veränderungen erwarte ich neue Herausforderungen, die wir heute zum Teil noch gar nicht kennen. Die Digitalisierung jedenfalls kann künftig einen enormen Beitrag dazu leisten, unsere Gesellschaftssysteme als Ganze nachhaltiger zu gestalten. Für uns als msg ist das eine große Chance, denn wir können aktiv dabei helfen.
Stephan Frohnhoff: Ganz klar unsere globale Klima-Situation: Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 seine nationalen Treibhausgas-Emissionen um 80 bis 95 Prozent unter das Niveau von 1990 zu bringen. Wir als msg werden bereits bis 2025 unseren CO2-Ausstoß halbieren. Beim Stromverbrauch ging das wie erwähnt schnell. Schwieriger wird es schon bei den Themen Verkehr und Reisen. Als Beratungsunternehmen sind wir naturgemäß viel unterwegs, beim Kunden aber auch zu oder zwischen unseren Standorten. Die Corona-Pandemie hat hier das Umdenken beschleunigt. Wir wissen nun: Vieles geht auch remote per Video-Konferenzen oder Mithilfe von Online-Werkzeugen. Diese Errungenschaften müssen wir uns auch nach der Pandemie erhalten und festigen.
Braucht es hierfür einen umfassenden Wandel?
Christiane Rimat: Klar, das ist mit einem Kulturwandel verbunden. Hier sehe ich im laufenden Jahr große Herausforderungen. Der feste Arbeitsplatz im Büro verändert sich. Ich gehe davon aus, dass wir künftig nur noch circa 50 Prozent der bisherigen Zeit (vor Corona) im Büro arbeiten. Wir stellen mit dem firmenweiten Rollout der msg.Check-In App schon einmal die Weichen für eine Rückkehr an die msg-Standorte in einer flexibilisierten Arbeitsplatzwelt.
Stephan Frohnhoff: Das klingt alles kinderleicht, birgt aber in der Tat einen großen kulturellen Wandel: Nicht jeder kann gleich gut remote arbeiten. Und wir haben noch kein homogenes Verständnis, wann ich mich im Büro treffen sollte und wann MS-Teams oder Concept-Board auch passen. Also: Die größten Herausforderungen sind wieder mal nicht technische Fragestellungen, sondern die Veränderung im Denken der Menschen – und damit bei mir selbst.