01.09.2020
Die SAP S/4HANA-Transformation lief bisher nur langsam an. Zu diesem Ergebnis kam Ende 2019 eine Studie von msg und Lünendonk. Die Zeit bis zum Wartungsende der jetzt eingesetzten Versionen wurde daher knapp. Mittlerweile ist diese Übergangszeit über das Jahr 2025 hinaus verlängert und der Umsetzungsdruck auf die Unternehmen etwas verringert worden, doch die globale Corona-Pandemie brachte neue Herausforderungen.
Laut der Studie „Mit S/4HANA in die digitale Zukunft – Status, Ziele und Trends bei der Einführung von SAP S/4HANA im deutschsprachigen Raum“, die in Zusammenarbeit mit dem IT- und Beratungshaus msg und dem Marktforschungsunternehmen Lünendonk & Hossenfelder sowie weiteren Unternehmen entstanden ist, ging die Mehrheit der 153 befragten Unternehmen aus der DACH-Region die SAP S/4HANA-Transformation nur zögerlich an. Demnach befand sich 2019 noch jedes zweite Unternehmen in der Business-Case-Erstellung (52 %), während erst knapp ein Drittel an einer Umsetzungsstrategie arbeitete (30 %). Dabei präferierten 57 % der Unternehmen den Brownfield-Ansatz gegenüber dem Greenfield-Ansatz (25 %) oder einer Mischform aus beiden (18 %).
Die Studienergebnisse zeigten zudem, dass sich die meisten Kunden an externe IT-Dienstleister wandten oder noch wenden wollen, um die aufwändige SAP S/4HANA-Umstellung zu bewerkstelligen. So z.B. auch an das msg-Gruppenunternehmen msg treorbis. „Die SAP S/4HANA-Migration beschäftigte Kunden, IT-Dienstleister und Berater bereits längere Zeit. Auch die Anfang des Jahres aufgetretene Corona-Krise hat die entsprechenden Transformationsvorhaben der meisten Unternehmen eigentlich nicht in Frage gestellt, da es sich bei SAP S/4HANA um ein grundsätzliches System handelt“, sagt Stefan Dehn, Geschäftsführer der msg treorbis GmbH und ergänzt: „Auch während der Corona-Pandemie liefen strategische Projekte in vielen Unternehmen weiter – jedoch wurden Ressourcen zum Teil stärker eingeschränkt. Branchen, die aber besonders stark von der Krise betroffen sind, werden Investitionen natürlich verlangsamen.“ Die Entscheidung, die Transformation mit dem Brownfield- oder dem Greenfield-Ansatz umzusetzen, wird sich laut Dehn durch die Krise eher nicht verändern.
Brownfield vs. Greenfield – eine individuelle Entscheidung
Beim Brownfield-Ansatz geht es um die Überführung historischer Daten in die SAP S/4HANA-Systemumgebung. Die bestehende Prozesslandschaft wird dementsprechend vorerst beibehalten. Der Greenfield-Ansatz bezeichnet hingegen die Neuimplementierung von SAP S/4HANA. Er ist darauf ausgelegt, dass die Prozesslandschaft verändert werden soll, beispielsweise weil das alte ERP zu komplex ist oder sich die Anforderungen an die Geschäfts- und IT-Prozesse verändert haben.
Die Wahl des Ansatzes erfolgt nach der Frage, welches Vorgehen für das Unternehmen und ihre gewählte Transformationsmethode am besten geeignet ist. Die in der Studie meistgenannten Gründe für die Wahl des derzeit bevorzugten Brownfield-Ansatzes waren beispielsweise eine weitere Nutzung und Optimierung der bestehenden Strukturen (51 %), eine schnellere Projektumsetzung (34 %), geringerer Aufwand (29 %) sowie niedrigere Kosten (20 %).
Gründe für Greenfield-Implementierungen
Zu den Unternehmen, die sich für den Greenfield-Ansatz entschieden haben, zählt beispielsweise die secunet Security Networks AG, ein Hersteller von IT-Sicherheitslösungen. Unterstützt werden sie dabei von msg treorbis. „Die digitale Transformation ist eine laufende Aufgabe, wobei der große Schritt der SAP S/4HANA-Einführung es uns erlaubt, erneut Prozesse zu überprüfen und zu verbessern“, sagt Thomas Pleines, Mitglied des Vorstands und CFO bei secunet. „Die ständige Weiterentwicklung unserer Systeme ist eine Chance, unseren Kunden und Mitarbeitern einen Mehrwert zu bieten. Wir verfolgen den Greenfield-Ansatz, um uns nach 20 Jahren SAP-Betrieb grundsätzlich neu zu positionieren, Altlasten zu entfernen und die Möglichkeit zu haben, alle Prozesse neu zu denken.“
Die Studie zeigte, dass Unternehmen, die den Greenfield-Ansatz gewählt haben, dies aus ähnlichen Gründen taten: Die Hälfte der Unternehmen entschied sich für diesen Ansatz, um sich von Altlasten zu befreien und eine neue zukunftsträchtige Systemlandschaft zu bauen. Ein Viertel der Fürsprecher des Greenfield-Prinzips war zudem der Meinung, dass beim Neuaufsetzen des ERP-Systems Einschränkung des laufenden Geschäftsprozesses vermieden werden können.
Auswirkungen der Corona-Krise auf die Migrationsvorhaben
Ganz gleich, ob rein technische Migrationen oder ganze Prozessanpassungen – diese zentralen Entscheidungen sollten laut Dehn direkt am Anfang eines Projektes getroffen werden: „Auf dem Weg zu SAP S/4HANA empfehlen wir, das Ziel der Transformation gleich zu Beginn festzulegen. Je klarer die Ziele im Vorfeld definiert werden, desto transparenter gestaltet sich die Projektstruktur“.
Noch nicht gestartete Projekte werden laut Dehn aufgrund der verlängerten Wartungszeiten und der Corona-Krise voraussichtlich noch einmal überprüft, insbesondere auf die Notwendigkeit aller Teilprojekte. Eine weitere Auswirkung der Corona-Krise ist der Umgang mit Cloud-Projekten. „Cloud-Produkte haben generell einen Aufwind und während der Pandemie haben sich viele Unternehmen unter anderem aufgrund der intensiven Home-Office-Nutzung noch einmal stärker damit beschäftigt. Werden Systeme durch eine neue Cloud-Strategie ersetzt, lassen sich diese früher und intensiver in die Zielarchitektur einplanen, wenn nach dem Greenfield-Ansatz vorgegangen wird“, so Stefan Dehn.